Eizellqualität – Pimp my Eggs
Wissenschaftlich fundierte Ansätze für mehr Fruchtbarkeit
Was Eizellen stark macht – Einblicke in ihre Qualität und Einflussfaktoren
Ein unerfüllter Kinderwunsch kann viele Gründe haben. Einer der wichtigsten, aber häufig übersehenen Faktoren ist die Qualität der Eizellen. Sie beeinflusst maßgeblich, ob eine Befruchtung gelingt, ob sich ein Embryo gesund entwickelt und ob eine Schwangerschaft stabil verläuft. Die Eizellqualität ist dabei nicht konstant, sondern unterliegt vielfältigen Einflüssen – und einige davon sind beeinflussbar. Diese Qualität ist abhängig von vielen Faktoren: vom genetischen Zustand der Eizelle, der Energieversorgung durch die Mitochondrien, der Zellumgebung und dem hormonellen Gleichgewicht.
Negative Einflussfaktoren
Die Eizellqualität wird von einer Vielzahl biologischer und umweltbedingter Faktoren beeinflusst. Einer der wichtigsten ist das zunehmende Alter: Mit den Jahren verringert sich nicht nur die Anzahl der Eizellen, auch ihre genetische Stabilität nimmt messbar ab. Zusätzlich können Erkrankungen wie Endometriose, Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselstörungen wie das PCO-Syndrom die Qualität der Eizellen beeinträchtigen. Darüber hinaus gelten chronische Entzündungen, hormonelle Ungleichgewichte, Störungen in der Funktion der Mitochondrien sowie oxidativer Stress als relevante Belastungen und wirken sich nachweislich negativ auf ihre Reifung und Vitalität aus.
Auch ein ungesunder Lebensstil – mit seinen oft alltäglichen Belastungen – kann auf Dauer die Eizellqualität beeinträchtigen. Gewohnheiten wie Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, der Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel, wenig Schlaf oder Belastung durch Umweltgifte wirken sich ungünstig aus. Auch anhaltender seelischer Stress kann das hormonelle Gleichgewicht stören und die natürliche Reifung der Eizellen aus dem Takt bringen.
Oxidativer Stress und Mitochondrienfunktion
Ein zentrales Thema bei der Eizellalterung ist oxidativer Stress. Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) entstehen unter anderen durch Umweltgifte, Entzündungen oder chronischen Stress – und können Zellbestandteile wie Erbmaterial und Mitochondrien schädigen. Untersuchungen zeigen, dass alte Eizellen vermehrt Zeichen von oxidativem Stress und Schäden an den Mitochondrien aufweisen. Zu viel oxidativer Stress führt zu Chromosomenstörungen und reduziertem Eizellpotenzial. Die Eizelle selbst setzt Antioxidantien ein, um ROS abzufangen. Besonders Melatonin ist in der Follikelflüssigkeit vorhanden und schützt als potentes Antioxidans die reifenden Oocyten vor Radikalschäden. Eine Ergänzung mit Melatonin wird daher manchmal erwogen, um die Eizellumgebung zu stabilisieren.
Mitochondrien – die man als kleine Organe der Eizelle ansehen kann – nehmen bei der Eizellqualität eine Schlüsselrolle ein: Sie liefern die Energie für Zellteilung und Reifung der Eizelle. Mit dem Alter nimmt die Anzahl und Funktion der Mitochondrien in den Oocyten ab. Coenzym Q10 ist ein essentieller Bestandteil der mitochondrialen Elektronentransportkette. In Tierversuchen hat CoQ10 die mitochondriale Aktivität alter Eizellen deutlich verbessert und zu einer höheren Ovulationsrate und besseren Embryoqualität geführt. Eine CoQ10-Supplementierung kann also helfen, die Energiekraft der Eizellen zu erhalten.
Zellschäden und Reparaturmechanismen
Eine zentrale Rolle spielt die Fähigkeit der Eizellen, Schäden an ihrem Erbgut zu erkennen und zu reparieren. Menschliche Eizellen verfügen über Reparatursysteme wie die homologe Rekombination (fehlerfreie DNA-Reparatur) und das nicht-homologe End-zu-End-Verknüpfungssystem (eine schnellere, aber fehleranfälligere Methode).
Studien zeigen, dass die Aktivität dieser Reparaturmechanismen mit dem Alter der Frau abnimmt. Dadurch steigt die Anfälligkeit für DNA-Schäden – und damit sinkt die Qualität der Eizellen.
Was kann man tun?
Ein gesunder Lebensstil, gezielte Mikronährstoffzufuhr, Stressreduktion und gegebenenfalls medizinische Begleitung eröffnen heute Möglichkeiten, die Eizellqualität zu stabilisieren oder sogar gezielt zu verbessern und damit direkten Einfluss auf die Fruchtbarkeit zu nehmen. Im weiteren Verlauf beleuchten wir therapeutische Optionen, Lebensstilmaßnahmen und naturheilkundliche Ansätze – von Mitochondrien-Support bis TCM.
Unter dem Schlagwort „Pimp my Eggs“ versteht man Maßnahmen, die über mehrere Monate vor dem Kinderwunsch angewendet werden, um die Eizellqualität zu steigern. Dies umfasst vor allem einen optimierten Lebensstil, eine nährstoffreiche Ernährung und den gezielten Einsatz von Mikronährstoffen. Folgende Grundpfeiler sind dabei wichtig:
- Ausgewogene Ernährung: Reichlich Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, gesunde pflanzliche Fette (z.B. Olivenöl, Nüsse) und mageres Eiweiß (z.B. Fisch, Hülsenfrüchte) versorgen die Eizellen mit lebenswichtigen Nährstoffen und Antioxidantien.
- Vermeidung von Toxinen: Reduzieren Sie Schadstoffbelastungen – verzichten Sie auf Zigaretten, Alkohol und limitieren Sie den Kontakt mit Chemikalien (Weichmachern, Pestiziden). Diese Gifte können hormonell wirken und oxidative Schäden fördern.
- Stressmanagement: Langfristiger Stress erhöht Cortisol und freie Radikale, die die Fruchtbarkeit mindern können. Techniken wie Yoga, Meditation, Atemübungen oder regelmäßige Auszeiten helfen, Stress abzubauen.
- Bewegung und Schlaf: Moderate Bewegung (z.B. Spazierengehen, Yoga oder Radfahren) fördert die Durchblutung und Ausgeglichenheit. Achten Sie auf ausreichend erholsamen Schlaf und einen stabilen Tag-Nacht-Rhythmus.
- Gesundes Gewicht: Ein BMI im Normalbereich unterstützt einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. Sowohl Unter- als auch Übergewicht können den Zyklus stören und sollten adressiert werden.
Neben diesen Basismaßnahmen können gezielte Nahrungsergänzungen sinnvoll sein – immer in Absprache mit Ihrer Behandlerin. In der folgenden Tabelle sind wichtige, wissenschaftlich untersuchte Supplements aufgeführt:
Supplement | Wirkung auf Eizellqualität |
Coenzym Q10 | Zentral für die mitochondriale Energieproduktion. Kann bei älteren Oocyten die Mitochondrienfunktion verbessern und die Ovulationsrate steigernpmc.ncbi.nlm.nih.gov. |
DHEA | Hormonvorstufe, erhöht bei eingeschränkter Ovarialreserve nachweislich die Implantations- und Schwangerschaftsraterbej.biomedcentral.com. |
Myo-Inositol | Verbessert die Insulinsensitivität und unterstützt bei PCOS die Zyklusregelung, was indirekt die Eizellreifung fördern kann. |
Omega-3-Fettsäuren | Entzündungshemmend und wichtig für die Zellmembranen der Eizellen. Gute Quelle sind fettreicher Seefisch oder Leinöl. |
Vitamin D | Essentiell für Hormonstoffwechsel und Immunsystem. Häufiger Mangel bei Kinderwunsch – ein Normalwert kann die Eizellumgebung optimieren. |
Melatonin | Starkes Antioxidans im Follikel. Schützt die Eizelle vor oxidativem Stress und fördert deren Reifungpmc. |
Folsäure | Wichtig für Zellteilung und DNA-Reparatur. Tagesbedarf ca. 400 µg vor/nach Empfängnis wird empfohlen. |
Diese Supplements werden unterschiedlich erforscht und wirken individuell. Coenzym Q10 und DHEA etwa zeigten in Studien bei älteren Frauen eine Steigerung von Eizellqualität, Embryogüte und Schwangerschaftsraten. Melatonin wirkt im Eierstock als körpereigenes Antioxidans und schützt die Eizellen im Reifungsprozess. Folsäure schließlich ist Standard in der Kinderwunschzeit, um Zellteilung optimal zu unterstützen. Myo-Inositol, Omega-3 und Vitamin D haben ebenfalls wichtige Stoffwechselfunktionen für den Körper; viele Expertinnen empfehlen, fehlende Vitamin D-Spiegel zu korrigieren und bei PCOS Myo-Inositol einzusetzen. Sehr häufig findet man auch Empfehlungen, Selen und Zink zu sich zu nehmen. Sollten Sie an Endometriose leiden, zeigen Studien, dass die chirugische Entfernung von Endometrioseherden die Eizellqualität deutlich verbessern kann – etwa durch Reduktion lokaler Entzündungsprozesse und oxidativen Stresses.
Mitochondrientherapie – Energie für die Eizellen
Die Mitochondrien stellen die „Kraftwerke“ der Eizelle dar. Sie versorgen sie mit Energie und sind wesentlich für Reifung und Teilung. Studien zeigen, dass eine gestörte Mitochondrienfunktion mit sinkender Eizellqualität korreliert. Mit dem Alter nimmt die Anzahl und Funktion der Mitochondrien in den Oocyten ab. Coenzym Q10 ist ein essentieller Bestandteil der mitochondrialen Elektronentransportkette. In Tierversuchen hat CoQ10 die mitochondriale Aktivität alter Eizellen deutlich verbessert und zu einer höheren Ovulationsrate und besseren Embryoqualität geführt. Eine Coenzym Q10-Supplementierung kann also helfen, die Energiekraft der Eizellen zu erhalten.
Therapien, die auf die Stärkung der Mitochondrien zielen, setzen unter anderem auf folgende Substanzen:
Wirkstoff | Wirkung auf die Eizelle | Quellen/Anwendung |
Coenzym Q10 | Unterstützt die Zellenergie | Ergänzungsmittel |
L-Carnitin | Fördert Mitochondrienfunktion | Fleisch, Nahrungsergänzung |
N-Acetylcystein | Antioxidativ, regeneriert Glutathion | Ergänzung, therapeutische Anwendung |
Alpha-Liponsäure | Stärkt antioxidative Kapazität | Ergänzungsmittel |
Melatonin | Schützt Eizellen vor oxidativem Stress | Einnahme abends, in Absprache mit Arzt |
TCM und integrative Ansätze
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Förderung der Fruchtbarkeit. Durch Akupunktur und individuell abgestimmte Kräuterrezepturen sollen Qi und Blut harmonisiert sowie die Nierenenergie gestärkt werden – ein zentrales Konzept im TCM-Verständnis von Fruchtbarkeit. Zu den Inhaltsstoffen gehören spezifische Heilkräuter, die die Mitochondrienaktivität erhöhen und damit auch die Reparaturmöglichkeiten der Zellen verbessern. Studien deuten darauf hin, dass TCM-Ansätze wie Akupunktur oder Kräutertherapie sowohl die Eizellqualität als auch die Schwangerschaftsraten bei Frauen mit eingeschränkter Fruchtbarkeit verbessern können.
Ausblick
Die Forschung zur Eizellqualität entwickelt sich dynamisch weiter. Klar ist: Eine gute Eizellqualität ist kein statisches Merkmal – sie lässt sich durch gezielte Maßnahmen in vielen Fällen positiv beeinflussen, doch sind ihr auch Grenzen gesetzt. Doch wer frühzeitig beginnt, auf Ernährung, Lebensstil und hormonelle Balance zu achten, kann seine Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft aktiv verbessern.
Referenzen:
- Jianzhao Zhen et al: Zishen Yutai pill ameliorates ovarian reserve by mediating PI3K-Akt pathway and apoptosis level in ovary. J Ovarian Res.2025 Mar 24;18:61.https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11931746/pdf/13048_2025_Article_1643.pdf
Die Zishen Yutai Pille ist ein weit verbreitetes chinesisches Patentarzneimittel zur klinischen Behandlung von Unfruchtbarkeit aufgrund verminderter ovarieller Reserve (DOR) in China. Ziel dieser Studie war es, die therapeutischen Effekte dieses Mittels auf DOR zu untersuchen und ihre potentiellen Mechanismen aufzuklären. Die Untersuchung dauerte nur 4 Wochen und selbst in dieser kurzen Zeit konnte eine signifikante Erhöhung der Primordialfollikel und des AMH-Serumspiegels im Tierversuch nachgewiesen werden.