TCM bei gynäkologischen Erkrankungen
TCM für Frauen: Alte Weisheit für moderne Frauengesundheit
Bei einer Vielzahl gynäkologischer Erkrankungen hat sich die TCM als wertvolle Therapieform erwiesen. Aus dem Schatz einer 2000 Jahre alten Tradition lassen sich zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten ableiten, die vor allem nebenwirkungsarm sind. Dies zeigt sich vor allem bei folgenden Indikationen:
- Endometriose
- Polyzystisches Ovarialsyndrom
- Zysten
- Myome
Das Wichtigste in Kürze: Ihre Frauengesundheit ganzheitlich im Blick:
Endometriose: Eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst, häufig an den Eierstöcken, Eileitern und anderen Beckenorganen. Dies verursacht Schmerzen, Entzündungen und kann zu Unfruchtbarkeit führen. Mehr zur Endometriose.
PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom):Hormonelle Störung, die Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch unregelmäßige Monatsblutungen und erhöhte Androgenspiegel.
Häufig kommt es aufgrund einer Eizellreifungsstörung zu einem Ausbleiben des Eisprungs. Im Ultraschall sind in den Eierstöcken meist viele Eibläschen (Follikel) zu sehen. PCOS kann zu einem erschwerten Schwangerschaftseintritt und diversen anderen Gesundheitsproblemen führen. Mehr zum PCOS.
Myome: Gutartige Geschwulste (Tumore) der Gebärmutter, die aus Muskelgewebe bestehen.
Myome können unterschiedlich groß sein und manchmal in großer Zahl auftreten.Sie verursachen Symptome wie starke Menstruationsblutungen, Unterleibsschmerzen und Schwangerschaftsprobleme.
Zysten: Flüssigkeitsgefüllte Säcke, die sich an verschiedenen Körperstellen bilden können, häufig an den Eierstöcken. Ovarialzysten sind in der Regel harmlos und lösen sich oft von selbst auf, können aber in einigen Fällen Schmerzen und andere Komplikationen verursachen.
Endometriose: Diagnostik und klassische Therapieansätze
Die Diagnose einer Endometriose kann nur durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) gestellt werden, obwohl bereits eine sorgfältige Palpation einen starken Verdacht auf Endometriose auslösen kann. Konventionelle chirurgische Eingriffe bieten keine Garantie für eine dauerhafte Linderung der Beschwerden, und medikamentöse Therapien sind häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Akne und Gewichtszunahme verbunden. Aus medizinischer Perspektive bleibt eine gründliche Operation, die Endometrioseherde und (Verwachsungen) Adhäsionen beseitigt und so die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls minimiert, die bevorzugte Vorgehensweise, insbesondere bei ausgeprägtem Befunden oder bestehendem Kinderwunsch. Leider neigen ca. 80% der operierten Patientinnen zum Wiederauftreten der Endometriose.
Für Frauen, die seit Jahren vergeblich versuchen, schwanger zu werden, wird die Diagnose Endometriose oft zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Die rasche und vollständige Entfernung der Endometrioseherde, die sich auf Eierstöcke, Beckenboden oder sogar Darm und Blase ausbreiten können, hat dann höchste Priorität. Dies kann effektiv im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) im Umgang mit Endometriose
Die Anwendung der TCM bei Endometriose zeigt viele positive Ergebnisse. Eine vorangehende Laparoskopie ist für den Beginn einer TCM-Behandlung nicht zwingend notwendig. Je nach Beschwerden und tastbaren Auffälligkeiten kann direkt mit einer Therapie nach den Prinzipien der TCM begonnen werden.
Leichte Formen der Endometriose können durch Akupunktur und chinesische Heilkräuter erfolgreich gelindert werden, wobei insbesondere bei Endometriosezysten und Schmerzen gute Ergebnisse erzielt werden.
Bei ausgeprägteren Formen der Endometriose kann die TCM ebenfalls Linderung verschaffen, allerdings muss hier mit einer längeren Behandlungsdauer gerechnet werden. Dies macht die TCM jedoch nicht zur Methode der Wahl bei Kinderwunsch.
Interessanterweise kann jedoch das Risiko eines Wiederauftretens der Endometriose nach einer laparoskopischen Operation durch die Anwendung der TCM signifikant verringert werden. Studien belegen, dass Patientinnen, die sich einer Nachbehandlung durch TCM anstelle konventioneller Methoden unterziehen, deutliche Vorteile genießen und weniger unter Nebenwirkungen leiden. Bei Frauen mit Kinderwunsch kann zudem die Qualität der Eizellen nach einer Operation positiv beeinflusst, und damit die Aussicht auf eine erfolgreiche Schwangerschaft verbessert werden. Die TCM ist daher als ergänzende Behandlungsmethode bei Kinderwunsch zu empfehlen.
Bei der Entscheidung für assistierte Reproduktionstechniken wie Insemination, IVF oder ICSI nach operativen Eingriffen kann eine begleitende TCM-Behandlung die Einnistungsrate (Implantationsrate) und die Erfolgschancen deutlich erhöhen.
- Erfahren Sie mehr über die Begleitung von TCM mit einer IVF/ICSI
- Erfahren Sie mehr über Endometriose
PCOS: Diagnose und konventionelle Therapie
Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) wird heute immer häufiger bei jungen Frauen im gebärfähigen Alter diagnostiziert. Dieses Syndrom, von dem 5-8% aller Frauen betroffen sind, äußert sich in unregelmäßigen, oft anovulatorischen Zyklen und geht oft mit einer Insulinresistenz einher. Zur Diagnose reicht meist eine ausführliche Blutuntersuchung in Kombination mit einer Ultraschalluntersuchung aus, insbesondere wenn Symptome wie Blutungsunregelmäßigkeiten, vermehrter Haarwuchs oder Akne vorliegen.
Die Behandlung zielt darauf ab, das Syndrom zu kontrollieren und einen regelmäßigen Zyklus wiederherzustellen. Als Mittel der Wahl gelten Medikamente wie Metformin sowie eine Umstellung der Ernährung und des Lebensstils. Bei Kinderwunsch können Hormone eingesetzt werden, um den Eisprung auszulösen und eine Schwangerschaft zu ermöglichen.
PCOS und die TCM
Der TCM kommt bei der Behandlung des PCOS eine einzigartige Rolle zu: Sie adressiert vor allem die Schleimproblematik, die mit den zystischen Veränderungen der Eierstöcke einhergeht. Feuchtigkeitsreduzierende und schleimlösende Kräutermischungen, die auf die Umwandlung dieser pathologischen Säfte abzielen, sind ein zentraler Bestandteil des erfolgreichen Therapiekonzeptes der TCM. Vor allem bei ausgeprägten Formen des PCOS lässt sich die Schleimbeteiligung im Menstruationsblut nachweisen. Auch Gewichtszunahme wird als Einlagerung von Feuchtigkeit und Schleim interpretiert. Liegt kein Übergewicht vor, ist bei betroffenen Frauen eine grundlegende Energieregulierung angezeigt. Die Diagnose in der TCM wird individuell auf der Grundlage der Patienteninformationen und der klinischen Befunde gestellt und ein umfassender Behandlungsplan entwickelt.
Erfahren Sie mehr über das Polyzystische Ovar
Zysten und Myome: Traditionelle Chinesische Medizinansätze
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Behandlung gutartiger Zysten durch Akupunktur und den Einsatz spezifischer Heilkräuter auf die individuelle Beschaffenheit der Zysten abgestimmt. Dieser individualisierte Ansatz gilt auch für Myome. Myome sind zwar gutartig, neigen aber zum Wachstum und bedürfen ab einer bestimmten Größe einer gezielten Behandlung.
Im Rahmen der TCM sind die genaue Lage eines Myoms und die von ihm verursachten Symptome ausschlaggebend für eine gezielte Behandlungsstrategie. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass Myome, die einen Durchmesser von mehr als 5 cm erreichen, den Rahmen der TCM-Behandlung sprengen. Eine begleitende schulmedizinische Kontrolle ist daher unerlässlich, um den Behandlungserfolg zu sichern.
Referenzen:
- Norton, Amy (2009) Chinese herbs show early promise for endometriosis, Healthcare & Pharma, 22.07.2009
Eine frühe klinische Studie mit 156 Endometriose-Patientinnen zeigte die signifikant besten Ergebnisse in der Gruppe, die eine Kräuterbehandlung gegen Blutstagnation erhalten hatten. 82% der Frauen sahen ihre Symptome größtenteils oder vollständig gelindert. - Xia et al., 2014, Chinese Herbal Medicines, Volume 6, Issue 2, May 2014, Pages 93-102, „Traditional Chinese Medicine for Diminished Ovarian Reserve: A Systematic Review and Meta-analysis“ https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1674638414600149
Chinesische Heilkräuter helfen effektiv bei der Behandlung von abnehmender Eizellreserve - Jin et al., 2016, BMC Complementary and Alternative Medicine 16:219, „Anti-inflammatory effect and action mechanisms of traditional herbal formula Gamisoyo-san in RAW 264.7 macrophages“ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4946171/pdf/12906_2016_Article_1197.pdf
Diese Studie bestätigt den antientzündlichen Effekt von chinesischen Kräuterrezepturen - Sanchez, Ana Mariaa et al., 2017: Is the oocyte quality affected by endometriosis? A review of the literature https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28701212/
Based on this systematic review of the literature, oocytes retrieved from women affected by endometriosis are more likely to fail in vitro maturation and to show altered morphology and lower cytoplasmic mitochondrial content compared to women with other causes of infertility. Results from meta-analyses addressing IVF outcomes in women affected would indicate that a reduction in the number of mature oocytes retrieved is associated with endometriosis while a reduction in fertilization rates is more likely to be associated with minimal/mild rather than with moderate/severe disease. (übersetzt: Ausgehend von dieser systematischen Literaturauswertung ist es wahrscheinlicher, dass die Eizellen von Frauen mit Endometriose nicht in vitro reifen und eine veränderte Morphologie und einen geringeren zytoplasmatischen Mitochondriengehalt aufweisen als bei Frauen mit anderen Ursachen für Unfruchtbarkeit. Die Ergebnisse von Metaanalysen, die sich mit den IVF-Ergebnissen bei betroffenen Frauen befassen, deuten darauf hin, dass eine Verringerung der Anzahl der entnommenen reifen Eizellen mit Endometriose assoziiert ist, während eine Verringerung der Befruchtungsraten eher mit einer minimalen/schwachen als mit einer moderaten/schweren Erkrankung einhergeht.)