Artikel über Traditionelle Chinesische Medizin

 

Wechseljahre – Wandeljahre

Erschienen in "Visionen", Juni/Juli 2004

Qi Gong

Entdecken und stärken Sie Ihre weiblichen Lebenskräfte mit Chinesischer Heilkunde

Wohl die meisten Frauen befällt bei dem Gedanken an die Wechseljahre zumindest eine leichte Beklemmung. Jahrelang sind sie mit Informationen gefüttert worden, die einen intensiven körperlichen Abbau und vorzeitiges Altern befürchten lassen. Es sei denn, die hormonellen Veränderungen werden durch künstliche Hormongaben aufgehalten! Zu diesen Fehlinformationen kommt noch jene seelische Belastung, die eine Frau ab 50 in unserer Gesellschaft all zu oft erfährt: der Mangel an Wertschätzung, statt Anerkennung ihrer weiblichen Kraft und Reife.

Erst im letzten Jahr berichteten die Medien über Untersuchungen, die bewiesen, dass Hormone, die bereits selbstverständlich von vielen Frauen während der Wechseljahre eingenommen oder aufgetragen wurden, weder eine Wunderwirkung haben noch ungefährlich sind. Die große Frage ist nun: Sind wir Frauen jetzt nicht noch schlechter dran? Ganz gewiss nicht! Vorab, es gibt viele Frauen, die weitgehend beschwerdefrei durch die Wechseljahre gehen, ohne sich jemals behandeln zu lassen. Treten jedoch Beschwerden auf, so gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ihnen angemessen zu begegnen oder besser noch, ihnen vorzubeugen.

Zum einen gibt es Phytohormone, die wirksam und nebenwirkungsfrei sind, falls diese tatsächlich benötigt werden. Denn es ist eine weit verbreitete Fehlinformation, dass Frauen im Wechsel unter einem Hormonmangelsyndrom leiden! Vielmehr findet eine Veränderung des Hormonhaushaltes statt. Und kaum jemand stellt die entscheidende Frage, worin der geheime Sinn in dieser Veränderung liegt. Zudem, worauf basiert die Behauptung, dass es sich hierbei um ein Hormondefizit handelt?

Es ist eine Tatsache, dass in den Wechseljahren die Produktion des weiblichen Hormons Östradiol in den Eierstöcken absinkt. Weniger bekannt ist allerdings, dass dafür nicht nur das Östron, sondern auch die Hormone FSH und LDH ansteigen. Zusätzlich wird Östradiol auch an anderen Stellen unseres Körpers weitergebildet. Frauen stehen also in und nach den Wechseljahren durchaus nicht ohne Hormone da! Doch eins ist sicherlich der Fall: Sie alle durchlaufen in dieser Zeit eine Wandlung, die auf viele Bereiche ihres persönlichen Lebens eine Auswirkung hat.

Zum anderen ist es an der Zeit, die Wechseljahre aus einer ganzheitlichen Perspektive zu untersuchen. Die fernöstliche Betrachtungsweise z.B. zieht aus dem Prozess der Wechseljahre ganz andere Schlüsse als wir im Westen. Die Umpolarisierung der Energien bedeutet hier nicht einen Mangel, sondern große Bereicherung. Mit dem Verlust der körperlichen Fruchtbarkeit schützt sich der Körper vor einem Verlust an Lebensenergie. Stattdessen gewinnen die Frauen in den Wechseljahren an Reife, geistiger Kraft und Spiritualität hinzu. Ihre Kraft verlagert sich vom Unterleib in das Herz und eröffnet damit vielleicht andere Dimensionen an Lebensqualität. Treten in den Wechseljahren körperliche oder seelische Probleme auf, so sind diese nicht auf den Wandel der Energien, sondern auf bereits bestehende Energiestörungen aus der Zeit vor den Wechseljahren zurückzuführen.

Durch den veränderten Energiefluss äußern sie sich nur deutlicher. Die Wechseljahre selbst rufen keine Beschwerden hervor. Die vergangene Lebensweise, die Belastungen, das seelische Wohlbefinden und die Weise, in der es dem Körper gelungen ist, mit diesen Faktoren umzugehen, entscheidet, letztendlich über das Ausmaß der Beschwerden. Eine Balancierung der Energien ist der therapeutische Ansatzpunkt. Regulation, nicht Substitution ist die eigentliche Devise, die Lösung verspricht. Das hierbei ein individueller Weg im Vordergrund steht, ist in der Chinesischen Medizin eindeutig. Es kann nicht darum gehen, sich in einen hormonellen Zustand einer 35-jährigen Frau zu versetzen und zu glauben, damit seien alle Probleme gelöst.

Denn eines haben die wirklich ernst zu nehmenden Studien hinlänglich bewiesen: Ein Jungbrunnen ist die Hormonersatztherapie nicht, eher eine Gefahr für die Gesundheit. Was wirklich helfen kann - eine kurze Übersicht Ändern Sie Lebensgewohnheiten, die das körperliche System zu sehr anheizen. Zu diesen zählen vorrangig: Stress und Überforderung im Alltag ohne entspannenden Ausgleich, zuviel Alkohol, Kaffee und Nikotin. Hilfreich ist eine Ernährung, die nicht nur ausreichend Vitalstoffe enthält, sondern auch unsere Energien ausgleicht (z.B. Die Fünf Elemente Ernährung).

Gönnen Sie sich ausreichende Bewegung, um Stressmuster zu entlasten, gestaute oder in Fülle geratene Energien auszugleichen und den Knochenaufbau zu fördern. Tai Chi, Qi Gong, Yoga etc. Fachlich angewandte westliche und östliche Heilkräuter (Chinesische Medizin), Homöopathie und Akupunktur stellen die Möglichkeiten für eine ganzheitliche Therapie dar. Durch ihre Regulationsfähigkeit ist hier die Chance am größten, beschwerdefrei die Wechseljahre zu durchlaufen. Vor allem die chinesische Medizin Sie können kann bei sämtlichen Symptomen wie Hitzewallungen, Depressionen, Schlafstörungen, trockener Vagina oder Libidoverlust den Körper wunderbar unterstützen und ihn wieder in ein Gleichgewicht bringen.

Und natürlich ganz wichtig: Machen Sie sich bewusst, dass der Verlust der monatlichen Blutung nicht das Ende des Frauseins bedeutet, sondern eine innere Wandlung einleitet und neue Räume eröffnet!

 

Andrea A. Kaffka absolvierte mehrjährige Ausbildungen in Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin und Psychotherapie. In den letzten drei Jahren studierte sie an der Zhejiang Universität in China und promovierte 2009. In ihrer Arbeit entwickelte sie eine besondere Vorliebe für die Frauenheilkunde. Neben ihrer Praxistätigkeit in München bietet sie u.a. Weiterbildungen in Chinesischer Medizin an.

Fu Ke Chinesische Frauenheilkunde Teil 1

Physiologie und Diagnose in Fu Ke

Von den Patienten, die zu uns in die Praxis kommen, sind die meisten Frauen. Mal abgesehen von den Praxen, die überwiegend Schmerzbehandlungen durchführen, ist ein geschätzter Anteil von circa 80% weiblicher Patienten durchaus realistisch. Frauenspezifische Störungen und Krankheiten gehören damit zum Alltag eines jeden Behandlers. Die Frauenheilkunde ist somit ein wichtiges Gebiet, dass jeder Praktiker in groben Zügen beherrschen sollte.
Besonders Vertrauen einflößend für unsere weiblichen Patientinnen ist eine solide Grundlage in der Kenntnis weiblicher Physiologie und Pathologie sowohl aus schulmedizinischer als auch aus chinesischer Sicht. Aus chinesischer Perspektive gehören der Uterus, die außerordentlichen Meridiane, die Beziehung von Qi und Blut, die Zang Fu und das Zyklusgeschehen dazu. Bei jeder Anamnese sind Zeichen bei der Menstruation wichtige diagnostische Merkmale, die die Beziehung von Qi und Blut bei der Frau erkennen lassen.

Das Wesen des Blutes

tcm artikel

Für eine grundlegende Betrachtung frauentypischer Krankheiten ist das Blut einer der wichtigsten diagnostischen Bausteine. In unserem Körper fließt das Blut in den Blutgefäßen wie das Wasser in zahlreichen Flüssen, die der Erde entspringen und sich ihren Weg zum Meer bahnen. Entsprechend den Meeren und großen Seen gibt es auch Sammelbecken des Blutes. Dazu gehören nach chinesischem Verständnis die Leber, die Gebärmutter („See des Blutes“) wie auch die außerordentliche Leitbahn Chong Mai (“Meer des Blutes“).

Blut entspricht in seiner Qualität von allen Energien im Körper am meisten den weiblichen Prinzipien. Es ist weich, anpassungsfähig und flüssig, es fließt in vorgegebene Formen hinein und ist von seiner Substanz her aufnehmend, nachgiebig, tief und gehaltvoll. Anders als Wasser oder andere Körpersäfte ist es dickflüssiger und natürlich sehr viel dunkler. Das macht seine rezeptive und ruhende Qualität aus. „Seiner Natur nach ist das Blut ruhig, was dem Yin entspricht. Doch seiner Bestimmung nach muss es sich bewegen, was dem Yang entspricht.“1 Yin und Yang gehören als Gegenspieler zusammen – dies ist eine kosmische Weisheit, die sich auch in den Qualitäten des Blutes wiederfindet.

Obwohl das Blut eine Yin-Substanz ist, beinhaltet es auch Anteile von Qi und Yang. Erst die verschiedenen energetischen Komponenten machen das Blut zu dem wichtigsten Baustoff der Frau. Nur in diesen Verbindungen ist das Blut fähig, seine Funktionen zu erfüllen: Es ernährt unseren Körper und alle Organe, befeuchtet und benetzt die Haut, Schleimhäute und alle Gewebe und zirkuliert entgegen der Schwerkraft durch unseren Körper.
In unserem Blut sind also sämtliche Energieaspekte unseres Körpers enthalten: Yin, Yang, Qi, Essenz – und Blut. Üblicherweise betrachten wir das Blut anatomisch als Summe von geformten (Blutkörperchen) und ungeformten, wässrigen Anteilen (Blutplasma). Das, was die Chinesen als das Blut im Blut bezeichnen, bezieht sich auf die festen Anteile, also die Blutkörperchen. Die Flüssigkeiten, westlich betrachtet das Blutplasma, werden dem Yin und damit ebenfalls den mehr substantiellen Energien zugeordnet. Diese Flüssigkeiten sind die reinsten Anteile im unserem Blut.

Das Blut und die Flüssigkeiten, die man auch als Säfte bezeichnen kann, entspringen der gleichen Quelle und fließen in geordneten Bahnen durch unseren Körper. Diese Bahnen umfassen jedoch nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die energetischen Leitbahnen in unserem Körper.

Stellen Sie sich einen Fluss vor, der in den geregelten Bahnen seines Flussbettes fließt. Das Wasser dieses Flusses würde in unserem Bild den Flüssigkeiten entsprechen und die im Fluss schwimmenden festen Bestandteile wie Sandkörner und Nährstoffe dem Blut.. Das Flussbett selbst stellt das Röhrensystem - die Leitbahnen oder Blutgefäße dar. Die Bewegung des Flusses, sein Gurgeln, Plätschern und Rauschen, und seine Temperatur entsprechen dabei dem Qi und dem Yang.

 

Qi und Yang im Blut

Ohne den Einfluss von Qi würde sich das Blut nicht bewegen. Wir hätten zwar einen Stoff, er würde jedoch stagnieren und wäre damit ohne Leben. Unser Blut wäre wie eine Pfütze, die sich durch die Schwerkraft an der tiefsten Stelle unseres Körpers sammeln würde. Die Wärme unseres Lebenssaftes entspricht dem Yang im Blut. Die Qualität, ein lebendiges Transportmittel zu sein, erlangt das Blut dadurch, dass es das „Tor des Lebens“ in den Nieren passiert.
Die Bewegung und Fließfähigkeit des Blutes wird durch die Anwesenheit von Qi und Yang im Körper bestimmt. Haben wir zu wenig Qi, beginnt das Blut zu stagnieren. Es kann nicht mehr frei fließen, und dies zeigt sich häufig in unserem weiblichen Organismus als Schmerzen oder Klumpenbildung bei der Periodenblutung.

qiQi ist Lebensenergie, die dem Yang und damit mehr dem männlichen Prinzip zugeordnet ist. Sie ist eine aktive Energie, deren Kraft – bewegen, umwandeln, halten, schützen und wärmen – alle aktiven Körperfunktionen aufrechterhält. Ähnlich wie der Wind, der die Blätter eines Baumes bewegt und dabei nicht sichtbar ist, ist auch das Qi nicht mit dem Auge wahrnehmbar. Nur an seiner Wirkung können wir seine Kraft erkennen. Wir können aber das Qi als Energie und Kraft in uns spüren, so wie wir auch den Wind spüren können, wenn wir uns an die freie Luft stellen.
Qi braucht immer einen substantiellen Gegenspieler, auf den es einwirken kann, so wie der Wind zum Beispiel ein Blatt braucht, um seine Kraft auszudrücken. In unserem Körper sind die Substanzen, auf die das Qi einwirkt, das Blut und die Flüssigkeiten. Qi zirkuliert sie durch den Körper, hält sie in Bewegung und sorgt dafür, dass sie nicht aus dem Körper herausfallen. Damit sind das Qi und das Blut ähnlich wie Yin und Yang miteinander verbunden. Ohne die aktive Kraft der Energie Qi wären die substantiellen Energien ihrer Funktion beraubt. Die Chinesen sagen, dass Qi und Blut in folgendem Verhältnis zueinander stehen: „Das Qi ist der Herrscher und Erzeuger des Blutes – das Blut dagegen ist die Mutter des Qi.“ Das Qi regt die Bildung des Blutes an, indem es die blutbildenden Organe mit Energie versorgt.

Außerdem bewegt Qi das Blut durch den Körper. Das Blut wiederum ernährt das Qi. Anders als in der westlichen Medizin steht weniger die absolute Menge des Blutes, die sich durch die Anzahl der Blutkörperchen und die Viskosität errechnet, im Vordergrund, sondern immer die Beziehung von Qi und Blut oder von Yin und Yang. Dieses Verhältnis ist bestimmend für die Qualität unseres Blutes. Wenn diese beiden Pole nicht im Gleichgewicht sind, kann das Blut seine Funktionen nicht mehr erfüllen, und wir werden krank. So wird sichtbar, wie sehr diese jeweils polaren Kräfte in ihrem Wirken untrennbar miteinander verbunden sind. Yang ist Feuer und damit eine aktive und warme oder auch heiße Energie. In gleicher Weise entspricht Yin dem Wasser und ist kühl oder kalt.

Yang ist das Potential für alle Umwandlungsprozesse im Körper, denn ohne Wärme kann keine Umwandlung stattfinden. Das Yang verleiht dem Blut seine Wärme. Als wärmende Kraft ist es jedoch nicht nur im Blut vertreten, sondern auch in allen anderen Schichten unseres Organismus. Es soll den Körper wie auch das Blut vor dem Eindringen von Kälte bewahren, denn durch Kälte kann der Blutfluss gehemmt werden.

Sie alle wissen, was passiert, wenn Sie an kalten Wintertagen ohne Handschuhe nach draußen gehen. Zunächst bekommen Sie kalte und steife Hände, und je länger Sie sie der Kälte aussetzen, umso intensiver laufen die Hände blau an und lassen sich nur noch schwer bewegen. Was ist passiert? Das Blut in den Blutgefäßen ist kalt geworden und hat begonnen, seine Fließfähigkeit allmählich einzubüßen. Erst durch Wärme tauen die eiskalten Hände wieder auf und verlieren ihre unangenehme und schmerzhafte Steifigkeit.“

Die Gebärmutter – „See des Blutes“

In der modernen TCM steht der Uterus (Bao Gong 胞宫(宫)) verstärkt im Vordergrund der Betrachtung. Mit vielen unterschiedlichen Namen wie „Roter Palast“, „Palast des Kindes“, „Blutkammer“ oder „See des Blutes“ wird die Gebärmutter als wichtiges Organ gewürdigt. Als außerordentliches Organ vereinigt die Gebärmutter die Eigenschaften sowohl eines Zang als auch eines Fu-Organs in sich. Sie speichert entsprechend ihrer Rolle als Zang-Organ Essenz, Blut und den Fetus, und öffnet sich als Fu-Organ bei der Ovulation, um Spermien zu empfangen, wie auch bei Menstruation und Geburt. Damit öffnet und schließt sich die gebärmutter zweimal im Monat.

HeilkräuterDie anderen Fortpflanzungsorgane wie die Eierstöcke mit den Eileitern und die Vagina mit dem Muttermund gehören aus chinesischer Sicht entweder mit zur Gebärmutter oder als endokrine Organe zur Niere. In manchen Epochen der chinesischen Medizin wurde die Gebärmutter als „kleines Herz“ bezeichnet. Der Zusammenhang ist nahe liegend: Beide Organe bestehen aus Muskelgewebe und sind insofern eng miteinander verwandt. Als „See des Blutes“ ist die Gebärmutter wie auch das Herz eng mit dem Blut verbunden. Zusätzlich besteht über die Wunderleitbahnen eine enge Beziehung vom Herzen der Frau zu ihrer Gebärmutter.

In der chinesischen Vorstellungswelt wird das Blut vom Herzen (dem „Herrscher des Blutes“) nach unten zur Gebärmutter geschickt – über den Wundermeridian Bao Mai. Von unten wird die Gebärmutter von der Niere mit Essenzen angereichert – über die so genannten Bao Luo. Die Niere versorgt die Gebärmutter dabei mit den reinsten Substanzen, die ihr zur Verfügung stehen. Außerdem erwärmt die Niere mit ihrer Feuerkraft den unteren Körperbereich und belebt auch damit die Gebärmutter. Ihre Feuerenergie macht alle Umwandlungen im Körper erst möglich und beeinflusst daher die Fruchtbarkeit einer Frau entscheidend mit.

Die drei Organe Herz, Niere und Gebärmutter bilden eine zentrale Achse, die primär unsere Fortpflanzungsfähigkeit kontrolliert. Diese chinesische Sicht eröffnet uns als Frauen einen völlig neuen Zugang zu unserem Unterleib. Die direkte Verbindung vom Uterus zum Herzen erklärt die intensive psychische Verbindung zwischen beiden Organen, die wir tagtäglich erfahren. Frauen öffnen sich einem neuen Partner meist erst dann sexuell, wenn sie sich verliebt haben und damit auch vom Herzen her hingeben können. Übermäßiger Stress, vor allem in der Partnerschaft, führt bei vielen Frauen zu Zyklusstörungen und Schmerzen bei der Periode.

Traumatische Erfahrungen wie Missbrauch oder auch tiefe Kränkungen wirken sich häufig regelrecht blockierend auf unseren Zyklus aus. Eine Patientin von mir, deren Blutung nach ihrer Scheidung sieben Jahre lang ausgeblieben war, begann in ihrer neuen Partnerschaft wieder zu bluten und brachte sogar noch zwei Kinder zur Welt. Liebe und inniger körperlicher Kontakt trägt wesentlich zu einer Entspannung und Regulation unseres Zyklus bei. Es ist nicht abwegig, wenn man das Herz von Frauen in ihren jüngeren Lebensjahren mehr „im Unterleib ansiedelt“.

Die außerordentlichen Meridiane

HeilkräuterDer Uterus ist durch seine Sonderstellung weder mit den Zang Fu noch mit den regulären Leitbahnen verbunden, sondern unterliegt in seiner Versorgung den acht außerordentlichen Gefäßen – Qi Jing Ba Mai奇经八脉, dem Uterusgefäß – Bao Mai 胞脉 , und den Uterus-Verbindungsgefäßen – Bao Luo 胞络. Diese nehmen als Leitbahnen bei Bedarf Energien auf oder geben sie ab. Zu den für die Gynäkologie relevanten außerordentlichen Gefäßen gehören Chong Mai冲脉, Ren Mai 任脉 und Du Mai督脉 sowie der Dai Mai带脉. Der Chong Mai gilt als Meer des Blutes und der 12 Leitbahnen, der Ren Mai als Meer der Yin-Leitbahnen, der Du Mai als Meer der Yang-Leitbahnen.

Der Dai Mai als Gürtelgefäß vereinigt alle außerordentlichen Gefäße, reguliert die Verbindung von oben und unten sowie die der Flüssigkeiten und nimmt wie ein Gürtel haltende Funktionen ein. Der Chong Mai, überwiegend mit Blut Xue 血 gefüllt, nährt Uterus und Schwangerschaft. Nach einer Schwangerschaft führt der Chong Mai das Blut, das nun nicht mehr zur Nährung des Fötus benötigt wird, als Milch zu den Brüsten. Außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit speichert er vor der Menstruation das Blut. In diesen Funktionen wird der Chong Mai vom Ren Mai unterstützt.

In ihrer Wirkung auf die Menstruation sind die beiden aufs engste verbunden. Der Ren Mai, der mit Essenz Jing 精und Qi 气angefüllt ist, bildet mit dem Chong Mai ein wichtiges Paar und spiegelt die Beziehung von Blut und Qi in der Frau wieder. Zusätzlich kontrolliert der Ren Mai das zeitliche Auftreten der Menstruation und steht in Verbindung zum Du Mai, dessen Yangaktivität durch den Ren Mai ausgeglichen wird. Der Du Mai wärmt über die Verteilung des Mingmen Feuers den Uterus, was vor allem in der zweiten Zyklushälfte wichtig ist. Ren, Du und Chong Mai entspringen alle dem Uterus und somit alle der gleichen Quelle, während der Dai Mai aus den Nieren aufsteigt. Alle außerordentlichen Leitbahnen sind mit dem Dai Mai verbunden.

Aus diesem Grund lässt sich über den Dai Mai auch indirekt eine Regulation auf sämtliche Funktionen der anderen drei außerordentlichen Leitbahnen erzielen. Ein häufig erwähntes Gefäß ist der Bao Mai 胞脉, der Herz und Uterus verbindet. Nach manchen Schulen handelt es sich bei ihm um einen Ast des Chong Mai, andere Schulen sehen in ihm die Verbindung von Herz, Uterus und Niere und darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Ovulation spielen. Alle erwähnten Gefäße stehen außerdem in einer äußerst engen Verbindung zu den Nieren. Auch wenn sie nicht alle direkt aus den Nieren entspringen, sind sie über kleinere Bao Luo, die den Uterus versorgen, indirekt mit den Nieren verbunden. Die Niere selbst geht über die Bao Luo direkte Verbindungen zum Uterus ein und versorgt ihn mit Essenzen.

Zang Fu

HeilkräuterWie man den meisten klassischen Rezepturen entnehmen kann, wurde der Schwerpunkt der Behandlung zur Regulation von Regelblutungen in der chinesischen Medizin ursprünglich auf die Balancierung von Qi und Blut gelegt. Heute dagegen besteht der Therapieansatz oft mehr darin, die Zang Fu zu regulieren. Im Grunde besteht die Kunst der Gynäkologie darin, diese beiden – Qi und Blut – ins Gleichgewicht zu bringen. Die Zang Fu 脏腑übernehmen sämtliche physiologischen Funktionen im Körper. Da die Zang Qi und Blut bilden, sind auch sie bei der Betrachtung der Beziehung von Qi und Blut und der Menstruation wesentlich. Hieraus ergibt sich auch der heutige Therapieansatz, Menstruationsstörungen hauptsächlich über die Zang Fu zu behandeln.

Die wichtigsten Organe für die Bildung von Blut sind die Milz, das Herz und die Niere. Die Kontrolle über das Blut übernehmen die Organe Milz, Leber und Herz. Für diese Funktionen ist immer das Qi der entsprechenden Organe verantwortlich. Das Herz Xin 心gilt als Herrscher über die inneren Organe. Aufgrund emotionaler Beteiligung bei gynäkologischen Problemen und in der Rolle als blutbildendes Organ ist das Herz immer mit in Betrachtung zu ziehen, da es sich auf alle Funktionen der Organe auswirken kann. Außerdem geht das Herz über den Bao Mai eine direkte Verbindung zum Uterus ein. Aus der Qing-Dynastie kommt die Idee, dass der Bao Mai zum Herzen gehört und über das Herz das Blut zum Uterus hinuntersendet.

Die Hauptquelle des Blutes ist die Milz Pi 脾. Aus überschüssigen Qi und Yin Essenz bildet sie Blut und nachgeburtliche Essenz, mit der sie wiederum die Niere anreichern kann und so zur Fruchtbarkeit der Frau beiträgt. Dies ist umso wichtiger, da die Niere ab circa vierzig Jahren erschöpft ist und der Zufuhr an Essenzen aus der Mitte bedarf. Die vorgeburtliche Quelle des Blutes ist die Niere. Mit ihren Essenzen liefert sie wichtige Bausteine zur Bildung des Blutes. Die Leber Gan 肝 reguliert die Zirkulation des Qi und speichert das Blut. Sie entscheidet, wie viel Blut im Umlauf ist und füllt den Chong Mai mit Blut auf. In dieser wichtigen Funktion als Blutspeicher wird sie von manchen alten Ärzten als der Ursprung der praenatalen Essenz (xian tian zhi qi 先天之气) bei der Frau gesehen4 , eine Bedeutung, die normalerweise der Niere zugeordnet wird.

Damit rückt die Regulierung der Leber bei allen gynäkologischen Problemen mit in den Mittelpunkt. Die Niere Shen 肾ist der Träger des praenatalen Qi und unterstützt damit Wachstum und Reproduktivität. Sie, die mit der Leber eine gemeinsame Yin-Wurzel (Wasser-Niere) hat, fördert einerseits die Funktionen der Leber und stabilisiert andererseits durch ihre Yang-Aktivität (Feuer-Niere) die Funktionen der Milz. Leber, Milz und Niere sind damit die wichtigsten Zang in der Physiologie einer Frau.

Pathophysiologie

Um eine gynäkologische Erkrankung erfolgreich behandeln zu können, ist es in der chinesischen Medizin (TCM) oft entscheidend für die Behandlung, ob sich die Pathologie auf der Ebene des Uterus, in den außerordentlichen Leitbahnen, auf der Blut oder Qi-Ebene oder auf der Zang Fu Ebene befindet. Danach richtet sich die Auswahl der Kräuter und entsprechend auch die Rezepte. Wie bereits oben erwähnt, hat der Uterus mit der Ausscheidung und Speicherung zu tun. Störungen im Uterus zeigen sich bei häufiger auftretenden Fehlgeburten, Amenorrhoe und einem zu kleinem Uterus (ein in China häufiger auftretendes Krankheitsbild).

Hierzu noch ein Beispiel: Ein typisches Bild für die Störung in der Gebärmutter selbst sind Verletzungen am Endometrium, wie sie durch eine Kürretage oder Abrasio bedingt auftreten könne. Ein typisches Rezept hierfür wäre das Rp: Yang Gong Tang (Das die Gebärmutter kultivierende Rezept)5 bestehend aus Dang Gui 10g, Bai Shao 10g, Chong Wie Zi 10g, Zi He Che 10g, Shan Yao 10g, Shu Di Huang 10g, Tu Si Zi 10g, Rou Cong Rong 10g, Gui Ban 15g, Bie Jia 15g, Qian Cao Gen 15g, und Shan Zha 10g. Um Pathologien an der Gebärmutter selbst von den außerordentlichen Leitbahnen abzugrenzen, die ja den Uterus versorgen, sind systemische Zeichen, die begleitend auftreten, entscheiden. Sind diese von einer Störung betroffen, zeigen sich die Pathologien im Verlauf der Leitbahnen.

Deutlich wird das zum Beispiel bei einer Akne oder Aphten im Mundbereich, die sich durch aufsteigende Hitze im Chong Mai verstärkt vor der Menstruation zeigt. Das Rp: Wen Jing Tang (Wärme die Menses Dekokt), bestehend aus Wu Zhu Yu 9g, Gui Zhi 6g, Dang Gui 9g, Chuan Xiong 6g, Shao Yao 6g, E JIao 6g, Mai Men Dong 9g, Mud an Pi 6g, Ren Shen 6g, Gan Cao 6g, Sheng Jiang 6g und Ban Xia 6g ist ein typisches Chong Mai Rezept.

Die Außerordentlichen Meridiane wiederum werden von Qi und Blut unterstützt, Qi und Blut sind von der Aktivität der Zang Fu abhängig. Das Rezept Rp: Dang Gui Shao Yao San (Radix Angelicae Sinensis und Radix Paeoniae Pulver) mit Dang Gui 9g, Shao Yao 48g, Fu Ling 12g, Bai Zhu 12g, Ze xie 24g und Chuan Xiong 9g ist ein typisches Qi und Blut regulierendes Rezept, während beispielsweise Rp: Ren Shen Yang Ying Tang (Radix Ginseng Dekokt zur Nährung der Nähr-Qi) bestehend aus Bai Shao 9g, Dang Gui 3g, Chen Pi 3g, Huang Qi 3g, Rou Gui 3g, Ren Shen 3g, Bai Zhu 3g, Zhi Gan Cao 3g, Shu Di Huang 2,5g, Wu Wei Zi 2,5g, Fu Ling 2,5g und Yuan Zhi 1,5g mehr auf der Zang Fu Ebene arbeitet.

Bei der Anwendung müsste sich eine Blutschwäche gemeinsam mit Milz- und Herzleereleerezeichen wie verminderten Appetit, Palpitationen, Müdigkeit, Atemnot und Vergesslichkeit zeigen. Auch wenn heute oft die Niere tonisiert wird, um die Außerordentlichen Meridiane zu beeinflussen, kann eine weitere Differentialdiagnose zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Trotzdem: die Niere eine entscheidende Schaltstelle in der Gynäkologie. Durch ihre enge Verbindung zur Leber und zur Milz, ihre Regulation zum Öffnen und Schließen der Gebärmutter betont ihre wichtige Rolle in der Behandlung von Frauen mit gynäkologischen Beschwerden.  

Andrea A. Kaffka Ph.D TCM (Zhejiang University, China) absolvierte mehrjährige Ausbildungen in Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und Psychotherapie. In den letzten Jahren studierte und promovierte sie in China. In ihrer Arbeit entwickelte sie eine besondere Vorliebe für die Frauenheilkunde. Neben ihrer Praxistätigkeit in München bietet sie u.a. Weiterbildungen in Chinesischer Medizin an.

Fu Ke - Chinesische Frauenheilkunde Teil 2 Beng Lou 崩漏

Heilkräuter

Menstruationsregulation ist eines der wesentlichsten Therapiekonzepte, die in der Frauenheilkunde von entscheidender Bedeutung sind. Nicht nur als ein Grundkonzept bei der Behandlung von Unfruchtbarkeit, sondern auch, um die Beziehung von Qi und Blut bei einer Frau zu harmonisieren und um bei Zyklusstőrungen helfend einzugreifen, kommt diese Therapie zur Anwendung. Bei der Behandlung von Metrorhagien – unrhythmisch auftretenden Blutungen - kommen alle Behandlungsstrategien zum Tragen, die zu einer erfolgreichen Zyklusregulation vonnőten sind. Zu starke oder ungeregelte Blutungen versetzen betroffene Frauen nicht selten in Panik und fűhren notwendigerweise bei Nichterfolg einer Abrasio zu einer Hysterektomie. Umso wichtiger ist in der Praxis eine klare Diagnostik und ein versierter Umgang mit den entsprechenden Behandlungsstrategien.

Aus chinesischer Perspektive gehören der Uterus, die außerordentlichen Meridiane, die Beziehung von Qi und Blut, die Zang Fu und das Zyklusgeschehen dazu. Bei jeder Anamnese sind Zeichen bei der Menstruation wichtige diagnostische Merkmale, die die Beziehung von Qi und Blut bei der Frau erkennen lassen.

Die Befragung einer Patientin zu ihrem monatlichen Zyklus ist eine wesentliche Voraussetzung, um zu einer korrekten Diagnose und entsprechenden Therapie zu kommen. Ein gesunder Zyklus findet alle 28-30 Tage statt und ist circa 5 Tage lang. Die Blutung sollte ohne Schmerzen und ohne Tröpfelblutungen zu Beginn oder am Schluss ausgeschieden werden. Das dabei ausgeschiedene Blut kann von 4-5 Binden/Tampons am Tag aufgenommen werden. Das Blut selbst sollte weder zu flüssig noch zu klebrig sein, ohne Ansammlungen von Klumpen oder Schleim. Die Farbe einer normalen Blutung ist tiefrot, fast so, als hätte man sich geschnitten.

Alle Abweichungen von dem soeben beschriebenen Menstruationsbild lassen Schlüsse auf die Pathologie der Frau zu und werden im Einzelnen bei den jeweiligen Blutungsstörungen besprochen. Treten verspätete Zyklen seit Beginn der Menarche auf, kann dies durchaus der individuelle Zyklus einer Frau sein, der dann als normal zu beurteilen ist. Allgemein gilt: Der Zyklus der Menstruation und das Volumen der Blutung geben einen Hinweis auf Kälte und Hitze, die Farbe und Konsistenz des menstruellen Blutes zeigen Fülle oder Leere. So sind zu früh und zu stark auftretende Blutungen ein Hinweis auf Hitze, verspätet und in geringer Blutungsmenge auftretende Menstruationen können ein Hinweis auf Kälte sein. Unregelmäßig auftretende Blutungen deuten auf eine Qi-Stagnation hin. Bräunliche und dünnflüssige Blutungen zeigen einen Leerezustand, leuchtend rote und dickflüssige Blutungen zeigen eine Fülle an. Die Schwierigkeit in der Praxis besteht oft darin, die verschiedenen, gleichzeitig auftretenden Zeichen in eine Diagnose zusammenzufassen.

Blutungen außerhalb des Zyklus (Beng Lou 崩漏)

Blutungen, die außerhalb der Periodenblutung in einem circa 2-tägigen Abstand, also abgesetzt, vor oder nach der Periodenblutung auftreten und länger als 7 Tage andauern, werden schulmedizinisch als Metrorhagien bezeichnet. Es gibt aber auch Mischformen, in denen zum Beispiel eine reguläre Blutung vielleicht durch eine Schmierblutung mit einer neuerlichen Blutung verbunden ist, die als Menometrorhagie bezeichnet wird und damit eine Mischform darstellt. Oft tritt also beides – Menorhagie und Metrorhagie – zusammen auf und vermischt sich, wobei Metrorrhagien besonders dadurch gekennzeichnet sind, dass kein rhythmischer Verlauf erkennbar ist. Die Ursachen für diese ungeregelten Blutungen sind entweder als hormonelle Dysregulation zu verstehen oder die Blutungen begründen sich in Endometritis, Myomen, Polypen, Malignome oder anderen Krankheiten.

Die Chinesen nennen diese Blutungen Beng Lou. Beng heißt „Überfluten“, also plötzlich eine starke Blutung, Luo bedeutet „Durchsickern“, was auf lange anhaltende Sickerblutungen hinweist. Auch wenn es sich bei Beng um einen akuten Zustand handelt und bei Lou um einen chronischen, ist die Ursache die gleiche. Dieses beiden Zustände können auch ineinander übergehen. So kann sich Beng nach starkem Verlust von Qi und Blut in einen Lou-Zustand oder umgekehrt, ein unbehandelter Lou-Zustand kann sich nach Erschöpfung des Qi oder durch die Entstehung einer Blutstase in einen Beng-Zustand verwandeln. Grundsätzlich wird für das Auftreten von Beng Lou Bluthitze aufgrund von Fülle oder Leere- Hitze, Milz-Leere, Nieren-Leere und Blutstase verantwortlich gemacht. Die Anwesenheit von Hitze und eine ausgeprägte Schwäche des Qi der Mitte werden als die wichtigsten Krankheitsauslöser betrachtet. Die Störungen für Metrorrhagien sind komplex und ihre Behandlung dementsprechend schwierig. Ye Tian –shi und viele andere alte Ärzte entwickelten regelrechte Strategien, um Beng Lou erfolgreich zu behandeln. In der Regel verfolgten sie drei Ziele:

a) Sai Liu: die Flut eindämmen, mit anderen Worten ausgedrückt die Blutung zum Stillstand zu bringen.

b) Cheng Yuan: den Grund der Überschwemmung suchen, also die Wurzel der Erkrankung behandeln.

c) Fu Jiu: den alten Zustand wiederherstellen oder auch: die Wurzel zu kräftigen und den Körper zu konsolidieren. Diese drei Phasen gehen letztendlich ineinander über und lassen sich nicht eindeutig voneinander abgrenzen. Die korrekte Diagnose führt zur Anwendung der richtigen Behandlungsstrategie. In der Praxis kommen meist mehrere der nachfolgenden Strategien zum Tragen, oft sogar nebeneinander.

Entsprechende Drogen sind beispielhaft hinzu gefügt:
Das Blut kühlen: Radix Rehmannia Viride (sheng di), Cortex Moutan (mu dan pi), Radix sanguisorbae (di yu), Radix Scutellariae (huang qin)
Die Kanäle wärmen: Herba Artemisiae (ai ye), Rhizoma Zingiberis praep. (pao jiang) das Blut nähren: Gelantinum Corii Asini (e jiao), Radix Paeonia Lactiflorae (chao bai shao)
Das Qi stärken: Radix Ginseng (ren shen), Radix Astragali (huang qi) Blut heben: Rhizoma Cimicifugae (sheng ma), Radix Bupleuri (chai hu), Herba Schizonepetae (Jing jie sui)
Das Blutstase beseitigen:Radix Notoginseng (san qi), Herba Leonuri (yi mu cao), Radix Rubiae (qian cao gen), Pollen Typhae (pu huang)

Das Blut adstringieren: Halloysitum Rubrae (chi shi zhi), Os Draconis (long gu), Concha Ostrae (mu li), Os Sepiae (hai piao xiao), Herba Agrimonae Pilosae (xian he cao) Akutbehandlung: Die erste Strategie, Beng Lou zu behandlen, besteht darin, die Blutungen zu stoppen.

dJe nach Ursache kommen dafür verschiedene Strategien und entsprechend unterschiedliche Drogen in Betracht. (siehe oben). Ein starker Blutverlust kann einen Kollaps zur Folge haben. Dabei geht es primär um das Qi in der Mitte. Akutbehandlungen sehen daher große Mengen von Radix Ginseng (ren shen) aus Korea vor, im Hinblick auf das Yuan-Qi und um eine Kontrolle über das Blut zu gewinnen.

a) Rp. Du Sheng Tang – Reines Radix Ginseng Dekokt Besteht nur aus rotem Radix Ginseng (hong shen) 15-30 oder b) Rp. Sheng Mai San – Pulver, das den Puls erzeugt Konstitutionelle Behandlung Um ein weiteres Auftreten ungeregelter Blutungen zu verhindern, muss im Anschluss an die obige Therapie die Wurzel behandelt werden. Es ist wichtig, daran zu denken, dass bei Beng Lou meistens mehrere Muster ineinandergreifen.

1. Hitze im Blut (Xue Re 血热)
1.1 Fülle Hitze (Shi Re 实热) Diese Art von Beng Lou ist durch ihr plötzliches Auftreten charakterisiert, meistens vor der regulären Blutung. Symptome: Das Blut ist dickfließend, leuchtend rot und von großer Menge.Oft kommen aufsteigende Hitzegefühle, Durst, Verstopfung, Nervösität und Insomnia hinzu. Die Zunge ist rot mit gelben Belag, der Puls ist schnell(shuo) und drahtig(xian) oder schlüpfrig(hua).

Behandlungstrategie: Rp. Qing Re Gu Jing Tang – Hitze klärendes und Menstruation stabilisierendes Dekokt

Os Draconis Praep. (duan long gu) Radix Rehmanniae Glutinosae (sheng di) Radix Praep. Paeoniae Lactiflorae (chao bai shao) Plastrum Testudinis (gui ban) Concha Calc. Ostrae (duan mu li) Fructus Gardeniae (shan zhi zi) Radix Carb. Scutellariae Baicalensis (huang qin) Gelantinum Praep. Corii Asini (e jiao) Petriolus Trachycarpi (zong lü tan) Radix Carb. Sanguisorbis (di yu) Crinis Carbinsatus (xue yu tan) Radix Panacis Qinquefolii (xi yang shen)

Dieses Rezept arbeitet auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig: es kühlt das Blut, leitet Hitze und Feuchtigkeit aus, stoppt Blutungen, tonisiert Blut und Yin und stabiliert das Qi. Bitte beachten Sie auch, dass die meisten Drogen präpariert sind, um ihre blutstillende Wirkung zu verstärken.

Modifikationen : Cortex Lycii (di gu pi) könnte man hier gut ergänzen. Vorsicht mit Cortex Moutan (mu dan pi) in diesem Fall, weil es bewegt. Manche Autoren verwenden einfach Radix Glycyrrhizae (gan cao) zum Qi tonisieren anstelle von Radix Panacis Qinquefolii (xi yang shen). Zum Blut stoppen kommen natürlich noch mehr Drogen in Frage wie: Cacumen Biotae orientalis (ce bai ye), bei sehr starken Blutungen Rhizoma Nelumbinis (ou jie) und Herba Agrimonae Pilosae (xian he cao), dass nicht stoppende Blutungen versiegelt und überall Blutungen stoppen kann, unabhängig von Hitze oder Kälte, Leere oder Fülle.

Leere Hitze aufgrund einer Yin-Leere (Yin Xu Re 阴虚热) Diese Blutungen treten tendentiell eher nach der Menstruation auf und tröpfeln lange nach. Symptome: Schwindel, Unruhe, Hitzegefühle gegen Abend, heiße Handteller und Fußsohlen, eine rote, trocken belaglsoe Zunge mit einem fadenförmigen(xi) und schnellen(shuo) Puls.

Bei Ben Lou-Blutungen würde ich dazu tendieren, anstelle von Liang Di Tang (ein Rezept, das häufig bei leerer Hitze zur Anwendung kommt und oft mit Er Zhi Wan + Plastrum Testudinis (gui ban) modifiziert wird) eher das Rezept Bao Yin Jian für Leere Hitze zu nehmen.

Rp. Bao Yin Jian – Das Yin schützende Getränk Radix Rehmanniae Praeparatae (shu di huang) 9g Radix Rehmannia Glutinosae (sheng di huang) 9g Radix Scutellaria (huang qin) 9g Cortex Phellodendri (huang bai) 9g Radix Paeonia Lactiflorae (bai shao yao) 9g Radix Dioscorea Oppositae (shan yao) 9g Radix Dipsaci (xu duan) 9g Radix Glycyrrhizea (gan cao) 6g
Modifikationen: Plastrum Testudinis (gui ban) ist eine wichtige Droge hier, da sie stark das Yin nährt, Blut kühlt und stoppt und gleichzeitig auf den Ren und Chong Mai einwirkt. Bei starken Blutungen eignet sich zum Blut stoppen: Herba Agrimonae Pilosae (xian he cao), Rhizoma Nelumbinis (ou jie), Os sepiae (hai piao xiao)und andere. Tröpfelblutungen kann man Radix Notoginseng (san qi) beeinflussen und wenn man Pollen Typhae (pu huang) röstet.

Milz- Qi-Leere (Pi Qi Xu 脾气虚) Milz-Qi-Schwäche kann zu sehr starken Blutungen führen. Die Milz kann die Gefäße nicht mehr abdichten und der Chong Mai verliert seinen Halt und muß wieder stabilisiert werden.
Symptome: Das Blut ist dünnflüssig und hellrot, ungeformte lose Stühle, Müdigkeit, Blässe und eine Tendenz zu blauen Flecken.
Das nachfolgende Rezept stärkt das Blut und stoppt Blutungen. Rp. Gu Ben Zhi Beng Tang – Das die Wurzel konsolodierende und Blutungen stoppende Dekokt Radix Astragalus Seu Hedysari (huang qi) Radix Rehmanniae Glutinosae (shu di) Rhizoma Atractylodis Macrocephalae (bai zhu) Rhizome Zingiberis praep. (pao jiang) Radix Codonopsis Pilosulae (dang shen) Radix Angelicae Sinensis (dang gui)
Modifikationen : Wichtig: Radix Angelicae Sinensis (dang gui) wird bei Beng Lou-Problemen aus der Rezeptur herausgenommen, weil es zu bewegend ist. Stattdessen wird es mit Gelantinum Corii Asini (e jiao) oder Radix Polgoni multiflori (he shou wu) ersetzt. Zum Blutstillen von starken Blutungen setzt man beispielsweise Herba Agrimonae (xian he cao) und Os sepiae (hai piao xiao) zusätzlich ein, es eignet sich auch . verkohltes Herba Artemisiae (ai ye tan), wärmend und gleichzeitig Blutungen stoppend. Bei Tröpfelblutungen kann man Herba Schizonepetae verkohlt (Jing jie sui tan) und Herba Leonuri (yi mu cao) dazugeben. Zum Anheben kann man Rhizoma Cimicifugae (sheng ma), Radix Bupleuri (chai hu) hinzugeben und Radix Astragalus (huang qi) höher dosieren.

Nieren-Leere (Shen Xu 肾虚)
Die nachfolgende Formel ist eine mit Zuo Gui Wan verwandte Rezeptur, die die Niere tonisiert, das Qi auffüllt, den Chong Mai konsolidiert und die Menstruation reguliert. Rp. Gu Yin Jian –Das Yin konsolidierende Dekokt Semen Cuscutae (tu si zi) Radix rehmanniae Praeparatae (shu di) Fructus Corni (shan zhu yu) Radix Panacis Ginseng (ren shen) Radix Dioscoreae Oppositae (shan yao) Radix Gycyrrhizae Praeparatae (zhi gan cao) Fructus Schizandrae (wu wei zi) Radix Polygalae (yuan zhi) Fructus Rubi (fu pen zi) Colla Corni cervis (lu jiao jiao)

In diesem Rezept werden mit gezielten Drogen der Ren, Chong, Du und Dai Mai adressiert: Fructus Rubi (fu pen zi) tonisiert den Ren Mai, Radix Dioscoreae Oppositae (shan yao)stabilisiert den Chong Mai, Colla Corni cervis (lu jiao jiao) den Du Mai und Fructus Schizandrae (wu wei zi) den Dai Mai.
Modifikation: Wenn man das Yang mehr betonen will, kann man Radix Dipsaci (xu duan) und Cortex Eucommiae (du zhong) hinzufügen. Colla Corni Cervis (lu jiao jiao) kann mit Colla Corni Degelatinatum (lu jiao shuan) ersetzt werden.

Blutstagnation (Xue Yu 血瘀)
Symptome: ein typisches Zeichen für Blutstase neben den bereits erwähnten Koageln und Schmerzen sind die aussetzenden Blutungen. Die Blutung stoppt für ein oder zwei Tage und setzt dann wieder ein. Die Zunge ist dunkel und der Puls ist rau(se) oder drahtig(xian). Hier kann die Rezeptur Shi Xiao San wird zusammen mit Si Wu Tang eingesetzt werden. Rp. Shi xiao san (geröstet) – Plötzlich Lächeln Pulver Pollen Typhae (pu huang) Faeces Trogopterori (wu ling zhi)
Modifikationen: Herba Leonuri (yi mu cao), Radix Notoginseng (san qi) und Radix Rubiae (qian cao gen) sind bewährte Drogen, die neben ihren kühlendem und bewegenden Einfluss zusätzlich die blutstillende Wirkung der oben genannten Rezepturen unterstützen. Kommt es zur Blutstase durch Kälte, ist verkohltes Herba Artemisiae (ai ye tan) die entsprechende Droge. Bei Hitze kann man an Radix sanguisorbis (di yu) denken. Bei sehr starken Blutungen ist wie immer an Herba Agrimonae (xian he cao) zu denken. Ich persönlich gebe den Patientinnen gerne Yunnan Baiyao mit nach Hause, damit sie das Gefühl haben, selbst noch etwas zusätzlich einnehmen zu können, was ihre Blutung kontrolliert. Das funktioniert dann gut, wenn sie wirklich Blutstase haben.  

 

Der Artikel ist ein Auszug aus einem Beitrag von Andrea Kaffka aus dem kürzlich erschienenem Buch „Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen“, der Zyklusstőrungen beschreibt.

fg

Andrea Kaffka praktiziert seit 20 Jahren in Műnchen, absolvierte mehrjährige Ausbildungen in Traditioneller Chinesischer Medizin und Psychotherapie. In ihrer Arbeit entwickelte sie eine besondere Vorliebe für die Frauenheilkunde. Neben ihrer Praxistätigkeit in München bietet sie u.a. Weiterbildungen in Chinesischer Medizin an.